#2 der Jungbrunnen - Und in dem Schneegebirge

 

In der irisch-keltischen Mythologie reist die Cailleach, die alte Frau des Winters zu einer Insel, wo der Brunnen der Jugend liegt. In der Morgendämmerung, wenn die Sonne noch unterm Horizont steht, trinkt sie das Wasser und verwandelt sich in Bride, Brigit, die Jungfrau.
Die Verjüngung ist Teil der Reinigung - des ersten der 3 Schritte der Imbolc-Zeit. Aus der segenspendenden, entspannenden und kraftschöpfenden Ruhe der ersten Wochen der dunklen Jahreszeit ist eine faule Trägheit geworden, die nicht länger förderlich ist.  Mit dem wachsenden Licht steigen die Säfte in den Bäumen, die Tiere erwachen aus dem Winterschlaf, die Vögel beginnen fröhlich zu zwitschern und Hochzeit zu halten und auch in uns sprudelt es. Wir spüren das an unserer Sehnsucht auf schöne Vorhaben über das Jahr und unsere Lust,
Foto: David Mark, pixabay                                                                                                                zu planen und Nägel mit Köpfen zu machen. Und doch ist das Unstimmig-Werden des Insichgekehrtseins der gut gerottete Humus, den der schon längst gelegte Samen braucht und den die Sonne unserer Aufmerksamkeit mit der Liebe unserer Entscheidung weckt.



Das Ritual für heute:
Wie auf der Imbolc-Startseite schon beschrieben, möchte ich 3 Rituale für die Imbolc-Zeit anregen. Nach dem Vollmondfest gibt es nun 3 mehrtägige Rituale zu den Imbolc Themen. Das erste Ritual begleitet und heute und morgen.

Allen, die die Möglichkeit dazu haben, lege ich das Schwitzhütten-Ritual ans Herz. Wir kennen es von den amerikanischen First Nations. Doch auch in Europa haben die Waldkulturen Körper, Geist und Seele durch Schwitz-Zeremonien regelmäßig und besonders an Festtagen gereinigt. Die Hitze, der heiße Wasserdampf, Düfte durch auf die heißen Steine aufgelegte Harze und Kräuter, das "Peitschen" mit frischen oder getrockneten Birkenzweigen, Gesänge, Gebete und Geschichten im Inneren der Schwitzhütte als Symbol des Inneren von Mutter Erde üben eine starke Wirkung auf das ganze System aus. Wie neu geboren kommt man wieder hervor und steigt ins kalte Wasser oder wälzt sich im Schnee.

Im Moment allerdings sind Schwitzhüttenzeremonien und Saunagänge (bei denen meistens allerdings der spirituelle Part fehlt) kaum möglich.
Deshalb können wir improvisieren und uns auf andere Weise mit den Elementen verbinden und die reinigende Kraft von Kälte, Feuer und Wasser durch uns gehen lassen.
Mein Vorschlag ist: Macht einen ausgedehnten Gang in die Natur. Atmet die kalte Luft und spürt hin zu dieser Kälte, die draußen um uns ist. Sie ist es, die jedes Jahr im Herbst die Pflanzen veranlasst, ihre Energien in ihre Wurzeln zu konzentrieren. Wir in unseren Häusern wollen uns selten der Empfindung von Kälte stellen, wir mögen sie nicht und wollen ihr Geschenk an uns Mitteleuropäer lieber nicht annehmen. Aber sie gehört zu unserem Leben. Sich ihr zu entziehen, entzieht uns auch ein stückweit dem Leben und seiner Balance. Geht und nehmt die Kraft der Kälte in Euch auf. Schaut und nehmt ohne Bewertung wahr, wie Ihr Euch dabei fühlt, welche Gedanken, Gefühle Bilder, Worte, Impulse dabei auftauchen. Singt den heutigen Gesang. Wenn Ihr wollt und die Möglichkeit habt, ist Eisbaden eine wunderbare Erfahrung. 
Aber seid auch aufmerksam, wo Eure Grenze ist und dass Ihr rechtzeitig vorher den Heimweg antretet. Zuhause geht in die heiße Badewanne oder Dusche und spürt ebenso die Kraft des warmen Wassers. Genießt, singt und nehmt wieder wahr, was Euch im Inneren durchzieht, solange Ihr wollt und könnt.
Wenn Ihr so durch Kälte, Wärme und das Wasser gegangen seid, nehmt Euch noch einen Moment für einen warmen Tee und notiert Euch, was Euch von dieser Erfahrung am meisten berührt.
Habt einen schnen Tag!


Der Gesang zum Jungbrunnen ist:

Und in dem Schneegebirge
youtube

                            D           G   D
Und in dem Schneegebirge,
                                           A
da fließt ein Brünnlein kalt.
            A                                D
I: und wer das Brünnlein trinket :I
                                A      D
wird wieder jung gar bald.

Ich hab daraus getrunken
gar manchen frischen Trunk.
I: Und bin ich alt geworden :I
werd immer wieder  jung.

T/M: trad. Deutschland

mit der Begleitung mit den Harmonien kann man eine frohe, lebendig-quirlige Atmosphäre wecken. Mit der zweiten Stimme, wie sie im Buch notiert ist, kann man sich sogar noch mehr in die Quelle, den Jungbrunnen einfühlen. Für eine meditative Stimmung und um sich der Welt zu entrücken, habe ich im Video die Begleitung auf nur einem Akkord gewählt (D-Dur).

Noten im Buch: "Lieder für die Nachbarschaft"
https://www.lebenslieder.org/shop/